Die integrierte Gesundheitsversorgung im Limmattal wird schon seit Jahren aktiv gelebt. Nun könnte ein gemeinsames Pilotprojekt dazu verhelfen, die Sicherheit und Qualität im Medikationsprozess noch weiter zu steigern.
Im Bezirk Dietikon arbeiten verschiedene Gesundheitsdienstleister im Rahmen der integrierten Versorgung schon seit vielen Jahren eng zusammen. Das Spital Limmattal, verschiedene Hausärzte, mehrere Spitexorganisationen sowie weitere Partner bilden ein regionales Netzwerk, in welchem die bestmögliche Gesundheitsversorgung der Bevölkerung im Mittelpunkt steht. Dass die partnerschaftliche Zusammenarbeit für alle Beteiligten im Vordergrund steht, zeigt sich an verschiedenen Projekten, die im Verbund bereits erfolgreich umgesetzt wurden. So haben zum Beispiel die vier Spitexorganisationen Birmensdorf-Aesch, Uitikon-Waldegg, rechtes Limmattal und die RegioSpitex Limmattal gemeinsam die Nachtspitex Limmattal aufgebaut, welche seit Januar 2022 unter der Führung der RegioSpitex Limmattal operiert und kontinuierlich wächst. Am 17. September 2022 konnte die Gesundheitsbahn Limmattal eingeweiht werden. Insgesamt sechs Partner im Gesundheitsnetzwerk Limmattal beteiligten sich an der Gestaltung und Folierung einer Komposition der neuen Limmattalbahn. Das Projekt und die Bahn stehen symbolisch für die starke Vernetzung der einzelnen Gesundheitsanbieter in der Region. Und schliesslich wird die RegioSpitex Limmattal im Juli 2023 ihre neue Geschäftsstelle auf dem Campus des Spitals Limmattal beziehen, um dadurch die Zusammenarbeit zugunsten einer starken integrierten und koordinierten Versorgung noch weiter zu intensivieren.
Gemeinsame Projekte stärken die Zusammenarbeit im Netzverbund
Dass sich die verschiedenen Partner im Limmattal untereinander vernetzen und sich gemeinsam für eine optimale regionale Gesundheitsversorgung stark machen, führt auch zu neuen Innovationen und Projekten. Ein aktuelles Thema ist das Medikamentenmanagement, welches dem Patientenpfad entlang verschiedene Schnittstellen passiert. An jeder Schnittstelle, sei dies vom Spital zum Hausarzt oder vom Hausarzt zur Spitex, erfolgt ein Informations- und Datenaustausch. Schnittstellen bringen immer die Gefahr mit sich, dass Informationen untergehen oder falsch überliefert werden. Hier können digitale Datenformate helfen, die den Transfer automatisieren und die entsprechenden Informationen in einer standardisierten Form zugänglich machen. Insbesondere im Medikamentenmanagement können Fehler resp. Fehlinformationen für die Betroffenen im schlimmsten Fall fatale Folgen haben. Vor diesem Hintergrund haben sich Vertreterinnen und Vertreter des Spitals Limmattal, des Managed Care Netzwerks MediX Limmimed und der beiden Spitexorganisationen rechtes Limmattal und RegioSpitex Limmattal an einen runden Tisch gesetzt, um ein mögliches Pilotprojekt mit dem elektronischen Tool «eMediplan» zu skizzieren.
Ribana Giaquinta, Geschäftsführerin von der Spitex rechtes Limmattal begrüsst ein mögliches Pilotprojekt. «Dieses Projekt ermöglicht nicht nur eine wichtige Optimierung in der Schnittstellenkommunikation, sondern steigert zugleich die Effizienz und minimiert mögliche Fehlerquellen im Medikamentenmanagement der Patienten. Durch diese Kooperation können wir für die Limmattaler Gesundheitsversorgung wichtige Synergien entstehen lassen», sagt Ribana Giaquinta. Auch die Bereichsleiterin Kerndienste der RegioSpitex Limmattal, Nadine Käser, sieht viele Vorteile in einem Tool wie dem eMediplan. «Der eMediplan würde die Zusammenarbeit zwischen der RegioSpitex Limmattal und ihren Zuweisern sowie Partnerorganisationen deutlich erleichtern. Durch die standardisierte Dokumentationsform des Medikationsprozesses können mögliche Fehlerquellen reduziert werden. Aktuell übertragen die Spitexmitarbeitenden die verordneten Medikamente manuell in die Spitexsoftware. Trotz dem Vier-Augen-Prinzip besteht so die Gefahr eines Übertragungsfehlers. Mit einer Schnittstelle zwischen eMediplan und Spitexsoftware, würde die manuelle Übertragung wegfallen. Ausserdem könnte mit einem gemeinsamen Projekt die Zusammenarbeit der verschiedenen Partnerorganisationen im Limmattal noch weiter gestärkt und vertieft werden», führt Nadine Käser aus.
Medikationsfehler verhindern
Marion Matousek, Leiterin der Spitalapotheke des LIMMIs, ergänzt aus Sicht des Spitals: «Bei Spitaleintritt, ob notfallmässig, elektiv oder ambulant, ist die bestmögliche Arzneimittelanamnese zwingend. Dabei handelt es sich um eine systematische Erhebung aller aktuell bzw. in letzter Zeit eingenommenen Medikamente. Dies stellt vielfach bereits eine Herausforderung dar, denn oftmals kennen die Patientinnen und Patienten die Farbe ihrer Tabletten, jedoch nicht deren Namen oder Dosierung.
Der eMediplan ist darauf ausgelegt, Arzneimittel mittels Scan direkt ins System einzulesen. Uns stände zukünftig eine stets aktuelle Medikationsliste zur Verfügung. Dank dieser vollständigen Arzneimittelanamnese liessen sich folgende Medikationsfehler verhindern:
Bei Spitalaustritt erhalten die Patientinnen und Patienten häufig eine veränderte Medikationsliste. Der eMediplan ermöglicht unter anderem das Erfassen von Kommentaren, beispielsweise dazu, weshalb eine Änderung erfolgte. Nachbehandelnde Stellen (Hausarzt, Spitex, Reha, Apotheke, Spital und weitere) hätten so eine stets aktuelle, vollständige und begründete Übersicht sämtlicher verordneten Arzneimittel zur Verfügung.»
Es ist wichtig, dass man eine gemeinsame Sprache spricht
Mathias Kubek und Dr. med. Walter Schweizer von mediX limmimed, einem Netzverbund von Hausärztinnen und Hausärzten aus dem Limmattal, haben das Thema Anfang dieses Jahres ins Rollen gebracht. Sie befassen sich schon länger mit dem eMediplan und haben die verschiedenen Limmattaler Gesundheitsdienstleister an einen Tisch gebracht, um ein mögliches Pilotprojekt zu skizzieren. «Das Ärztenetz mediX limmimed und alle Leistungserbringer haben ein gemeinsames Interesse, nämlich die Medikationssicherheit bei den von uns gemeinsam betreuten Patientinnen und Patienten zu gewährleisten. Dabei ist es wichtig, dass man eine gemeinsame Sprache spricht. Der eMediplan scheint sich derzeit als Standard zu etablieren. Mit Optionen wie dem QR-Code zur Digitalisierung, einer integrierten e-Rezept Lösung, einem Interaktionscheck sowie einer Patienten-App bietet er weitere zukunftsorientierte Möglichkeiten.» sagen Mathias Kubek und Dr. med. Walter Schweizer.
Das Ziel ist ein lückenloser elektronischer Datenaustausch zwischen den einzelnen Akteuren
Dass der eMediplan ein interessantes Tool ist, um die Schnittstellen zwischen den verschiedenen Akteuren in der Gesundheitsversorgung zu optimieren, zeigt auch ein Blick über das Limmattal hinaus. So gibt es auch in anderen Regionen der Schweiz Interessensgruppen und konkrete Projekte rund um den eMediplan. Der Digitalisierungsgrad im Gesundheitswesen nimmt laufend zu und die verschiedenen Gesundheitsdienstleister bewirtschaften teilweise sehr unterschiedliche Softwaresysteme. Es gilt nun den entsprechenden Schnittstellen eine hohe Beachtung zu schenken, um Datenbrüche zu verhindern und einen lückenlosen elektronischen Datenaustausch zwischen den einzelnen Akteuren zu gewährleisten. Hier sind die Softwareanbieter gefordert, diesen Datenaustausch zwischen den Systemen zu ermöglichen, um so die integrierte Versorgung zu fördern, Risiken in der Gesundheitsversorgung zu reduzieren und die Behandlungsqualität zugunsten der Patientinnen und Patienten sowie Kundinnen und Kunden zu steigern.
Text:
Manfred S. Hertach – Geschäftsleiter RegioSpitex Limmattal
Beiträge von:
Nadine Käser – Bereichsleiterin Kerndienste RegioSpitex Limmattal
Ribana Giaquinta – Geschäftsführerin Spitex rechtes Limmattal
Marion Matousek – Leiterin Spitalapotheke Spital Limmattal
Mathias Kubek – Mitglied der Geschäftsleitung mediX limmimed
Dr. med. Walter Schweizer – Verwaltungsratspräsident mediX limmimed
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